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Mareike Fallwickl: Das Licht ist hier viel heller (Hardcover, 2019, Frankfurter Verlags-Anst.) 5 stars

Maximilian Wenger und seine Tochter Zoey haben nicht viel gemeinsam. Er liebt den Ruhm, den …

So bewegend, dass es sich echt anfühlt

5 stars

2023: Stuckrad-Barre bringt einen Roman heraus, in dem er die Springer-Affäre (bzw. eine davon) verarbeitet. Darin geht es auch um die Frauen bei und um Springer und den sexuellen (Macht-)Missbrauch, der ihnen widerfahren ist. Bereits vor Erscheinung werden Roman und Autor hofiert. Was ist das Problem daran?

Es ist dieses, welches in Fallwickls Roman in Worte gefasst wird: "Das sind unsere Geschichten, unsere, aber sie werden von Männern erzählt. Du weißt nicht, wie müde uns das macht, wie müde und wie zornig." (S. 313)

Im Kern geht es in "Das Licht ist hier viel heller" – ohne zu viel spoilern zu wollen (!) – um genau das: den gealterten Autor Wenger, der die Erfahrungen sexueller Gewalt einer Frau ohne ihr Wissen literarisch verarbeitet und so wieder zu Erfolg kommt. Dabei fehlt ihm jedoch selbst jegliche Empathie für sie und andere Frauen; er profitiert lediglich von ihnen, obwohl er als der gefeiert wird, der ihnen eine Stimme gibt.

Die Erzählung überzeugt nicht nur durch diese und weitere Handlungen wie die Emanzipation seiner Tochter Zoey, sondern auch insbesondere durch die Figuren. Sie sind plastisch und authentisch dargestellt. Man verachtet sie und empfindet doch zugleich Empathie oder wenigstens Mitleid für sie. Auch die Beziehungsgeflechte, der Aufbau und Sprache des Romans überzeugen.

Als einzige Schwäche empfinde ich das Ende des Romans. Es lässt zu lange auf sich warten, wirkt zu konstruiert und lässt die Authentizität Wengers wieder etwas verblassen. Darüber hinaus hat mich der Roman sehr bewegt. Für ihn gibt es eine klare Leseempfehlung!