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Abdel-Hakim Ourghi: Die Juden im Koran (Paperback, deutsch language, 2023, Claudius Verlag München) 4 stars

Mit 23 Jahren kam Abdel-Hakim Ourghi als indoktrinierter Antisemit aus Algerien nach Deutschland. Juden galten …

Wichtiges Buch zu aktuellem Thema

4 stars

Dieses Buch erschien bereits in 3. Auflage Anfang 2023, und ich kaufte es mir lange vor dem 7. Oktober 2023, als Hamas und Sympathisanten in Israel einfielen und jüdische und nicht-jüdische Zivilisten vergewaltigten, massakrierten und töteten. Der Autor, Abdel-Hakim Ourghi, kam mit jungen Jahren nach Deutschland, indoktriniert als Antisemit aufgrund seiner muslimischen Sozialisation: Juden galten ihm als Täter, Muslime als Opfer. Dies wurde ihm so in Moscheen, arabischen Schulen und Hochschulen eingetrichtert, schreibt Ourghi, und er brauchte hier in Deutschland sehr lange, um das abzuschütteln.

Ourghi schaut sich die Geschichte des Islams und den Koran selber an und deckt darin systematischen Judenhass auf:

Fest steht, dass nicht alle Muslime Antisemiten sind. Fest steht jedoch auch, dass ziemlich viele Muslime Antisemiten sind. Den Islam pauschal als anti­semitisch zu bezeichnen, ist irreführend, aber daß Islam und Judenfeindschaft nichts miteinander zu tun haben sollen, ist unwahr.

Das Studium der islamischen Geschichte und des Korans, so Ourghi, zeigt verschiedene Phasen im Umgang mit jüdischen Menschen, angefangen beim Dialog mit ihnen ganz zu Anfang bis hin zur gewaltsamen Konvertierung,Tötung und Vertreibung nach dem Umzug nach Medina und dem Erstarken der noch jungen muslimi­schen Bewegung. Später kommt es zur Kennzeichnung und Ausgrenzung von Juden, zur öffentlichen Erniedrigung und mehr. Selbst der von Joseph Goebbels entworfene gelbe Judenstern des 3. Reiches hatte historische Vorbilder im Koran und in Arabien.

Warum ist das so wichtig, fragt Ourghi, sich dieser Vergangenheit zu erinnern und sich ihr zu stellen?

„Kollektives Erinnern ist ein ethischer Imperativ, der vor allem das Ziel hat, dass sich das vergangene Unheil nicht wiederholen möge. Erinnern im Falle der Geschichte des Islam muss ein generationsübergreifender Befreiungsakt vom ewigen Schweigen über die Gewalt gegen Juden, Christen und Andersdenkende sein. Er ist wichtig für die Gegenwart und die Zukunft. Das Vergessen oder Verdrängen beinhaltet hingegen, dass auch die heutigen Muslime zu Mitschuldigen werden. Voraus­gesetzt, sie wissen darüber, heißt ihr Schwei­gen, dass sie mit den dunklen Seiten ihrer Geschichte einverstanden sind."

Dies gilt für Muslime ebenso wie natürlich für uns Deutsche. Auch wir tun besser daran, uns immer unserer Vergangenheit zu stellen. Und das gilt auch für Katholiken, Evangelische und sonstige Mitglieder religiöser Gruppen. Dieses Buch von Ourghi will nicht sagen, nur die Muslime sollten sich mit der Vergangenheit ihrer Religion auseinandersetzen. Aber, so Ourghi, sie tun es nicht, ignorieren es und stecken somit in der Vergangenheit fest.

Ziel dieser Aufarbeitung ist auch nicht, dass sich heutige Muslime schuldig fühlen sollen, sondern ein fürderhin "ewiges friedliches Miteinander im Interesse aller Menschen". Wie wir Deutschen wissen, ist diese Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte unangenehm, aber genau deswegen nötig.Das sagt übrigens der Koran selber, in Sure 51: 55: "Und erinnere! Das Erinnern nutzt den Gläubigen!“

Das von Ourghi im Vorwort festgestellte, häufige Fluchen auf Juden lässt sich auch in "Der Araber von morgen" von Riad Sattouf ( ➜ bookrastinating.com/book/850/s/the-arab-of-the-future ) bemerken, dort von Kindesbeinen an bereits in Vorschule und Schule. Aber der Islam stellt sich selbst nach außen und innen als Religion der Toleranz dar, nur passt das eben nicht ganz zur eigenen Geschichte.

Denn der Koran enthält einen Sünden-Katalog speziell für Juden und aufgrund dessen wurden Juden zu Tribut, spezieller Kleidung, weniger Besitz, Zahlungen im Kriegsfall und mehr gezwungen. Nichteinhalten führte zu Tod oder Vertreibung und Einzug allen Vermögens. und diese Vertreibungen finden bis heute statt. So sind aus arabischen Ländern seit 1948 ca. 900.000 Juden vertrieben worden.

Der Umgang der frühen muslimischen Gemeinde mit jüdischen Gläubigen nahm folgenden Ablauf:

  • anfangs Frieden mit Juden, als die muslimische Bewegung noch klein war (defensiv)
  • Dialog zur Konvertierung in dieser Phase
  • Gewalt, als sich dies als erfolglos darstellte (offensiv)

In der ersten Phase hat man anfangs sogar viel aus der Thora übernommen, inkl. Gebetsrichtung nach Jerusalem. Erst später enthält der Koran Verse, in denen Juden als Affen und Schweine bezichtigt werden. Die Offenbarungen im Koran lassen sich zeitlich so verteilen:

  • um 610 erste Offenbarung in Mekka
  • später Umzug 622 nach Medina, dort erfolg­reicher
  • später Rückeroberung Mekkas und der gesamten arabischen Halbinsel

Aber: 90 Suren des Korans sind aus Mekka, nur 24 Suren aus Medina.

Ab 624 fanden Feldzüge gegen drei jüdische Stämme statt, unter anderem mit dem Töten von ca. 900 Männern und Versklavung ihrer Frauen und Kinder und Aufteilung allen Vermögens, im Jahr im 627 in der Oase von Haibar.

Was Ourghi fordert, ist dass Muslime sich der Vergangenheit ihrer Religion stellen, um sie zu reformieren. Nur so wäre der Islam für die Zukunft gewappnet, meint Ourghi.

Wichtiges Buch, gerade in der aktuellen Zeit. Und sehr informativ und anscheinend sehr ausführlich recherchiert und belegt.