Mit unerhörter Intensität und getränkt von Mythen, Märchen und Legenden beschreibt der Journalist und Schriftsteller …
Ein wundervoller Ort. Ein kleines grünes Tal und dieser Bach, der sein Bett verlassen hatte: unfassbar reines, kaltes Wasser, und darin der Himmel - der echte, hohe Himmel, der durchs struppige Fell der Wolken lugte, und ebendiese Blümchen im grünen Samt des Mooses ... Sie wuchsen da überreichlich und das verlieh diesem Ufer ... Nun, das verlieh ihm ein märchenhaftes Aussehen, oder es kam mir zumindest so vor, weil mir die Augen aufgetan wurden ... Und außerdem waren wir schon lange gelaufen, was unmöglich ohne Auswirkungen bleiben konnte, denn es war ein Hineinwandern in die >>reale Welt<<, also in den Raum, wo keinerlei menschliche Gegenwart zu spüren war, nicht die geringste. Solange wir längs der Küste gelaufen waren, hatte der Müll verraten, daß es um uns her, wenn auch weit weg, eine Welt voller Menschen gab. In der Tundra bot sich die gegenteilige Empfindung: nirgends ein Mensch. Nur die Erde ringsumher, unberührt wie am siebenten Tag der Schöpfung, als Gott der Herr alles >>gut<< eingerichtet hatte und sich niederlegte um auszuruhen von all seinen frommen Werken. Und diese unberührte Schönheit und Weite fliesst unerwartet als Kraft in dich.
— Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens by Vasilij Âroslavovič Golovanov (Page 173)
Ähnliche Momente habe ich schon selber beim Wandern erlebt, wenn ich auch nie in irgendeiner Gegend wanderte, die völlig befreit von der Gegenwart anderer Menschen war. Wo immer ich lief, waren um mich herum Spuren der Menschen, Wanderwege, gekennzeichnete Bäume, Spuren von Flugzeugen am Himmel, Geräusche von Motoren, oft auch Müll am Wegesrand. Und selbst der Weg ist ja Hinweis auf viele andere Menschen, die ihn vor mir benutzten, so daß er erst zum Weg wurde. Und trotzdem floss auch mir unerwartet Kraft zu, in manchen Momenten des Wanderns in der Natur.