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Elizabeth Kolbert: Wir Klimawandler (German language, 2021, Suhrkamp Verlag) 4 stars

Aus dem biblischen Auftrag, sich die Erde untertan zu machen, ist düstere Realität geworden: Wir …

Anschaulich beschriebene Beispiele für den aktuellen Stand des menschlichen Eingriffs in die Natur

4 stars

Zunächst einmal: der deutsche Titel des Buches "Wir Klimawandler" ist eigentlich etwas irreführend, da es nur im letzten von drei Teilen konkret um die Klimakrise geht. Der Originaltitel "Under a White Sky. The Nature of the Future", ist viel passender, denn es geht viel mehr um menschliche Eingriffe in die Natur im Allgemeinen und was diese für die Zukunft bedeuten.

Am besten fasst die Autorin es eigentlich selbst in einem Satz zusammen, worum es in diesem Buch geht:

"In diesem Buch geht es um Menschen, die Probleme zu lösen versuchen, die Menschen beim Versuch, Probleme zu lösen, geschaffen haben."

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Denn das Buch beschreibt ausführlich und symbolisch anhand konkreter Beispiele, wie die Menschheit, in dem Willen, die Natur zu erobern und zu kontrollieren, in natürliche Systeme eingegriffen hat, diese damit grundlegend verändert hat und sich nun dazu genötigt sieht, erneut einzugreifen, damit die Systeme weiterhin Bestand haben. Sei es nun, um tatsächlich Ökosysteme oder Lebensgrundlagen zu retten - oder um weiterhin ein Gefühl der Kontrolle zu behalten.

Der Autorin gelingt dies sehr gut, indem sie die beschriebenen Beispiele sehr bildhaft und ausführlich darstellt und, ganz im Stile einer Reportage, auch die Umgebung und die getroffenen Personen sehr illustriert beschreibt. Dies macht das gesamte Buch sehr flüssig und angenehm zu lesen. Auch Ausflüge in die jüngere Natur- und Wissenschaftsgeschichte und verständlichen Erklärungen der heutigen Methoden lässt sie nicht vermissen.

Bei all dem spart sie an den meisten Stellen nicht an einer gehörigen Portion Sarkasmus und auch kritischer Einordnung, was ich angesichts einiger geplanter oder durchgeführter Eingriffe äußerst wichtig finde. Einzig beim Thema CO2-Abscheidung aus der Atmosphäre hatte ich das Gefühl, dass sie dem Enthusiasmus eines Wissenschaftlers und eines Unternehmens, das damit Geld verdient, durchaus mehr kritische Einordnung hätte gegenüberstellen können.

Das ändert aber nichts daran, dass ich das Buch insgesamt gelungen fand und empfehlen kann, denn es bringt den Lesenden den derzeitigen Zustand der Natur und den menschlichen Umgang damit sehr eindrücklich nahe.