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Sophie Passmann: Alte weiße Männer (Paperback, 2019, Kiepenheuer & Witsch GmbH) 4 stars

Sophie Passmann ist Feministin und so gar nicht einverstanden mit der Plattitüde, der alte weiße …

Lesenswert

4 stars

Das Buch eignet sich gut zum zwischendurch kurz lesen, weil die Gespräche mit den Männern jeweils ein eigenes meist eher kurzes Kapitel bekommen. Das ist auch deswegen gut, weil ich nur 2-3 Gespräche hintereinander lesen konnte. Danach hat es dann erstmal gereicht mit Männer-Meinungen... ;) Manche reden sich hier wirklich um Kopf und Kragen, aber es gibt eigentlich nur 2 Gespräche, die richtig unangenehm rüberkommen (Langhans und so ein Modeblogger). Selbst aus den Gesprächen, wo schon vorher klar ist, dass die Leute dem Feminismus negativ gegenüber stehen, kann man was lernen (z.B. Poschardt und Dieckmann). Es gibt auch ein paar sehr gute, selbstreflektive Gespräche (z.B. mit Habeck und Kevin Kühnert). Etwas deprimierend: Bis auf ein paar Ausnahmen stehen die Männer dem Feminismus zumindest skeptisch gegenüber. Die überwiegende Mehrheit lehnt Quoten ab, auch die, die durchaus Ungleichheit und Ungerechtigkeit erkennen. Merkwürdig, dass es da so wenig Einsicht gibt. Die Mehrheit glaubt auch, dass Gleichberechtigung bereits erreicht wurde. Solche Einlassungen fand ich schon beim Lesen sehr abgehoben. Die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Studie, wonach ein Drittel der jungen Männer Gewalt gegen Frauen okay findet und fast die Häfte einer traditionellen Rollenverteilung anhängt, verstärken das nur noch. Das Buch wurde im Sommer 2018 geschrieben und wirkt deswegen manchmal ein bisschen wie aus einer anderen, etwas sorgloseren Zeit. Passmanns Ausblick am Ende ist relativ optimistisch. Immerhin enthält das Buch tatsächlich Hinweise, wie man nicht zum alten weißen Mann wird. Durchaus lesenswert und auch gut zu lesen.