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William Golding: Herr der Fliegen (German language, 1983, Fischer-Taschenbuch-Verlag) 4 stars

Lord of the Flies is a 1954 debut novel by Nobel Prize-winning British author William …

Review of 'Herr der Fliegen' on 'Goodreads'

5 stars

Diese pessimistische Haltung nach dem Krieg, die der Autor offensichtlich besaß, kam gut rüber.

Heute mag es vielleicht "out of Context" etwas eigenartig erscheinen, dass aus einer Demokratie eine Diktatur wird... Aber betrachtet man so die Weltgeschichte, ist dies gar nicht mal so unmöglich, Weimar als Stichwort. Dieses Buch zeigt auch den Kontrast zwischen Demokratie und Diktatur ganz gut auf, finde ich. Golding fragt sich natürlich als Kind seiner Zeit, wie Menschen zu so etwas fähig sein können. Seine Erklärung ist dann das Böse im Menschen, wie es in der Bibel schon geschrieben steht, Stichwort Sündenfall.

Andere biblische Ansätze sind auch erkennbar, beispielsweise beim Titel "Beelzebub" = "Herr der Fliegen". Beelzebub ist der Gott der Heiden, in der Bibel ist er der Teufel. Dies unterstreicht den Interpretationsansatz, dass zunächst Garten Eden vorgefunden wird (Beschreibung der Insel als Paradies), der dann durch das Buschfeuer zur Hölle wird.

Ich finde darin ist der Beginn der Menschheit in der Bibel nacherzählt. Bloß eben mit Kindern. Den Konflikt zwischen Kain und Abel, mit Kain, der seinen Bruder aus Neid tötet... Wenn man das Buch vor diesem Hintergrund reflektiert, denk ich, sind recht viele Parallelen vorhanden. Das Urböse findet sich sowohl in Goldings Buch als auch in der Bibel. Und bei beiden stellt sich die Frage, warum sind Menschen böse, warum töten sie andere? Ein Grund, der in der Bibel genannt wird, ist eine gestörte Beziehung. Die ist in dem Buch auch vorhanden, hier aber nicht von Gott zu Mensch, wie bei Kain und Abel, sondern eher von Mensch zu Mensch. Ich bezweifle aber, dass es die Intention des Autors war, uns Gott hinzuwenden oder sonstiges, ich habe in dem Buch keine Hinweise gefunden, die auf sowas abzielen.
Es wirft Fragen auf und lässt uns nachdenken über unsere eigene Natur. Grausamkeiten gibt es auch heute noch beim Menschen, das ist nicht "Schnee von gestern". Diktaturen sind leider auch nicht passé. Was aber der Grund für die menschliche Bosheit ist, das muss jeder für sich beantworten. Jeder sollte sich dazu angeregt fühlen, nachzudenken, ob er denn auch zu solchen Taten fähig ist und was es dazu braucht, dass man zum Monster wird. Auch Existenzängste oder sogar noch weniger?