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Vasilij Âroslavovič Golovanov: Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens (Paperback, deutsch language, Matthias Seitz Berlin) No rating

Mit unerhörter Intensität und getränkt von Mythen, Märchen und Legenden beschreibt der Journalist und Schriftsteller …

Man muss der Wahrheit ins Auge sehen: muss den Armen in die Augen sehen, den verzweifelten Flüchtlingen in die Augen sehen und in die erkalteten Augen der Ermordeten. * Das menschliche Leben ist keinen Heller wert.* Echten Wert besitzt nur Macht. Und Geld. Und Rohstoff. Und Rüstung.

Echten Wert besitzt seltsamerweise alles, was das Leben verunstaltet, entstellt, durch­einanderbringt, zerstört, daran hindert, sich zu erheben, was die Steine daran hindert, sich zu einem soliden Mauerwerk zu verbinden, die Schößlinge, eine kraftvolle Pflanze zu werden. Hass hat seine eigenen Gesetze. Wir leben wieder an einem Zeitenende.

Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens by  (Page 11 - 12)

Dies Golowanows Gedanken kurz nach dem russischen Einfall in Georgien 2004, eindeutig geprägt von Abscheu über das Verhalten des russischen Staates. Daher will er auch weg von Menschen, hinein in den hohen, menschenleeren Norden.

Auf S. 21 im 2. Kapitel deutet Golowanow sein erstes (und damit mit sein liebstes) gelesenes Buch "Robinson Crusoe" von Daniel Dafoe dahingehend, dass Crusoe seine Insel liebte und verehrte und die achtundzwanzig dort verbrachten Jahre die besten seines Lebens sind.

In einem Artikel über imperiale Ideen in russischer Literatur, in Hinblick auf Ukraine-Kieg, verwendet Elif Batuman genau diesen Roman, um zu zeigen, wie imperial Crusoe handelt, als er auf der Insel Natur- und menschliche Ressourcen zum eigenen Nutzen ausbeutet.

Nun die Frage, ob sich beide Deutungen ausschließen. Und ob Golowanow seine imperiale russische Vergangenheit selbst wahrnimmt. Batumans Artikel verneint ein Verbot russischer Literatur, befürwortet aber stark ein erneutes Lesen mit Fokus auf inherenten russischen Imperalismus.

Ich will "Robinson Crusoe" demnächst noch­mal lesen, um das zu prüfen. John Fowles' Der Magus" würd übrigens kurz erwähnt, eins meiner Liebling bücher, das auf einer (griechischen) Insel spielt. Im Rahmen einer Literaturschau über Inseln oder besser über Bücher über Inseln wird nur dieses und Crusoe erwähnt, die ich bereits kenne und einige, die ich nicht kenne, u.a. Roswell Kents "Salamina" über eine Reise nach Grönland.